Internationaler Vergleich: strukturelle Kontexte und Publika
Im Fokus dieses Arbeitspakets stehen zwei Fragen:
- Wie beeinflussen strukturelle Rahmenbedingungen auf der Ebene der untersuchten Länder, der einbezogenen Mediengattungen, einzelner Anbieter und spezifischer Einzelangebote die Qualität der betreffenden Angebote?
- Welche Bevölkerungsgruppen wenden sich bei der Mediennutzung mehr oder weniger qualitätsvollen Medien zu?
Dazu werden in den drei untersuchten Ländern Indikatoren für strukturelle Kontexte und für Mediennutzung gesammelt und im Hinblick auf ihre Zusammenhänge mit der in den anderen Arbeitspaketen untersuchten Medienqualität vergleichend ausgewertet.
Zu 1. Strukturelle Kontexte: Medienqualität als Ergebnis journalistischer Arbeit wird beeinflusst von den Rahmenbedingungen, unter denen diese Arbeit erfolgt. Auf der Makroebene der Länder sind Indikatoren des Mediensystems zu bestimmen, also etwa die Größe und den Konzentrationsgrad des Medienmarkts, die technischen Infrastrukturen, die Konkurrenz durch Anbieter aus dem Ausland, das Ausmaß des politischen Parallelismus zwischen Medien und Politik sowie Ansätze der Medienregulierung. Weiter ist das politische System zu beschreiben, etwa Elemente direkter Demokratie, die Rolle populistischer Parteien sowie die Vielfalt der Parteienlandschaft. Schließlich sind Indikatoren für die journalistische Kultur zu bestimmen, so der Grad der Akademisierung des Journalismus und das maßgebliche journalistische Rollenverständnis. Auf der Mesoebene von Medienanbietern werden etwa Indikatoren für die zugrundeliegenden Geschäftsmodelle, die Zahl und Qualifizierung der beschäftigten Journalistinnen und Journalisten, die übergreifende „Mission“ sowie die Institutionalisierung von innerer Pressefreiheit und von Qualitätsmanagement erfasst.
Zu 2. Publika: Medienqualität als potenzielle Quelle für öffentliche Kommunikation wird erst durch bestimmte Muster der Mediennutzung zu einer realen Ressource für Meinungsbildung und Demokratie: Selbst das denkbar qualitätsvollste Medienangebot bleibt unwirksam, wenn die Nutzerinnen und Nutzer keinen Gebrauch von ihm machen. Um zu erfassen, wie verschiedene Bevölkerungsgruppen Medienangebote höherer und niedrigerer Qualität in ihre Medienrepertoires integrieren, werden in den drei Ländern Indikatoren erhoben, die auf der Makroebene Aufschluss über Reichweiten, Nutzungsdauern und Marktanteile verschiedener Angebotstypen sowie über den Grad der Fragmentierung des Publikums geben. Auf der Mesoebene werden entsprechende Indikatoren für einzelne Anbieter und Angebote zusammengetragen.
Diese Indikatoren für Kontexte und Publika werden dann mit den Befunden der inhaltsanalytischen Arbeitspakete verknüpft und international vergleichend ausgewertet. Auf diese Weise wird sichtbar, unter welchen Bedingungen Medienqualität entsteht und in welcher Weise welche Bevölkerungsgruppen davon Gebrauch machen. Dies bietet eine Grundlage für Schlussfolgerungen im Hinblick auf den Beitrag der Medien zur Demokratie in den drei untersuchten Ländern.